Ryanair startet ab Frankfurt: schlechte Nachricht für regulär beschäftigte Airlinemitarbeiter – gut für Passagiere?

Am 28.03 ist nun Ryanair mit großem (Presse-) Rummel und guter Auslastung zu den Sonnenzielen
nach Mallorca und anderswo aufgebrochen. Die Kunden jubeln über Preise ab unter dreißig Euro,
denn dann kann es losgehen im schönen Schnäppchengefühl, dem Urlaub und der Sonne entgegen.
Die bittere Realität sieht aber leider anders aus. Denn solche Flugpreise können in keinem Fall die
Kosten decken, die vor dem Hintergrund von zum Beispiel Kerosinpreisen, Wartungs-kosten und
Kosten für Passagiersicherheit anfallen. Hinzu kommt, dass der vermeintlich verlockende Preis auch
nur dann gewährt wird, wenn man alles online abwickelt, vom Kauf bis zum Check in. Jenseits der
Onlinewelt werden dann schnell mal 45,- Euro Aufschlag fällig und Gepäck kostet sowieso immer
extra bei Ryanair – wie überhaupt jede Leistung extra zu bezahlen ist.
An welcher Kostenschraube darüber hinaus gedreht wird, sieht man als begeisterter Schnäppchenkunde
allerdings nicht sofort: die Personalkosten und die Bedingungen, unter denen bei der Ryanair
gearbeitet werden muss. Das sollte eigentlich jeden angehen, auch wenn Themen wie gute Arbeitsbedingungen,
gerechte Bezahlung, soziale Absicherung, Einhaltung von Gesetzen und Arbeitnehmerschutzvorschriften
hier mal nicht den eigenen Arbeitsplatz betreffen. Ob Ryanair mit ihrer Vorgehensweise
hier nicht sogar massenhaften Sozialabgabenbetrug und Steuerhinterziehung begeht,
bedürfte einer dringenden Prüfung.
Insgesamt muss man daher feststellen, dass Ryanair ihre Arbeitnehmerschaft in solch allumfassender
Art und Weise ausbeutet, dass sich die Frühkapitalisten der ersten Industrialisierung verwundert
die Augen gerieben hätten. So zwingt Ryanair z.B. ihre Piloten in die Schein-selbständigkeit
hinein. Sie müssen sich von zwei irischen Personalagenturen beschäftigen lassen und werden von
diesen an Ryanair ausgeliehen. Diese beiden Agenturen besitzen überhaupt keine Genehmigung um
in Deutschland Personal zu verleihen und die Bedingungen für die Verliehenen sind extrem schlecht.
Ähnliche Strukturen scheint es auch für die Boden-beschäftigten zu geben.
Richtig wäre daher, die Flüge von Ryanair so lange zu boykottieren, bis sich die Airline an Recht und
Gesetz hält, die Sozialstandards erfüllt und alle Angestellten in reguläre und angemessene Arbeitsplätze
überführt hat.
In diesem Zusammenhang ist es schon erstaunlich, dass die FRAPORT den Methoden von Ryanair
und anderen Billigairlines Vorschub leistet und diesen Unternehmen günstigere Gebühren einräumt.
Auch dies muss unterbunden werden. Geben muss es: gleiche Bedingungen – gleiche Gebühren –
gleiche Chancen – keine Unterstützung von Lohndumping und Sozialabbau durch Begünstigung solcher
Unternehmen.
Wir, die vereinigung boden, fordern entschieden, dass sich die Entscheidungsträger in der Politik
eindeutig auf die Seite der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stellen und dafür Sorge tragen,
dass es in Deutschland gute Arbeitsbedingungen und soziale Standards gibt. Es darf bei uns keinen
Platz für Lohndumping geben – auch wenn das bedeutet, dass der Staat als Anteilseigner bei der
FRAPORT auf steigenden Profit verzichten müsste. Die Gewerkschaft ver.di fordern wir auf, gemeinsam
mit uns den Druck auf die Politik zu erhöhen.
Zum Schutz unserer Arbeitsbedingungen und Sozialstandards fordern wir konkret:
• Dass unverzüglich den irischen Personalagenturen das Verleihen von Arbeitskräften
untersagt wird.
• Dass Billigairlines nur zu gleichen Bedingungen und zu gleichen Gebühren auf einem
Flughafen zugelassen werden.
• Dass alle Beschäftigungsverhältnisse der Ryanair einer Prüfung unterzogen und Verstöße
gegen deutsche Gesetze sofort mit aller Härte geahndet werden.
Für die vereinigung boden e.V.
Rüdiger Fell Cornelia Straub
1. Vorsitzender stellv. Vorsitzende

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